Ober-Pirat Aaron Koenig verschaukelt potentielle Wähler wie ein Profi-Politiker. Schade.

Was macht er denn da bei Sekunde vier des Videos, der gute Aaron Koenig, Mitglied im Bundesvorstand der Piratenpartei und für externe Kommunikation zuständig? Folgende Möglichkeiten:
  1. Er verschaukelt seine potentiellen Wähler 
  2. Er hat die Umfrage, die er zitiert, nicht verstanden
  3. Er zeigt mir gerade, was ’ne Harke ist, weil er eine Emnid-Umfrage kennt, die ich nicht kenne.
Ich tendiere zu Möglichkeit 1, evtl. auch noch zu 2. Weiß nicht, was schmeichelhafter wäre. 

Wäre das nur irgendein Internet-Video, wäre das ja nicht schlimm. Aber es steht in der „Wahlzentrale“ bei StudiVZ.Punkt „Koalitionsmöglichkeiten“ anklicken.

Vor potentiellen Wählern sagt Koenig folgendes:

„Also, bei der Europawahl in Schweden haben wir ja sieben Prozent geholt, jetzt eine Emnid-Umfrage in Deutschland sagt uns ja ungefähr ein Potential von sechs Prozent voraus, bei Studi-VZ sind es ja natürlich noch viel mehr, ich würde mit fünf Prozent völlig zufrieden sein“

Ich weiß ja nicht, welche Emnid-Umfrage Aaron Koenig genau meint. Das ist der einzige Schwachpunkt (siehe Punkt 3 oben). Aber aller Wahrscheinlichkeit nach meint er die, von der Politik Digital spricht. Gemacht für das Magazin Cicero.

Koenig stellt ein reales Wahlergebnis in eine Reihe mit einer dazu nicht geeigneten Emnid-Umfrage. Das ist unseriös. Schlimmer wird es durch gleich darauf folgenden Zusatz „bei StudiVZ sind es ja noch mehr“. 

Was sollen die Zuschauer denken? Das hier womöglich: „Sieben Prozent in Schweden, sechs bei Emnid, noch mehr bei der Piratenpartei – das wird schon gut gehen mit dem Einzug in den Bundestag.“ Diese Prognose mit Umfragen zu stellen ist völliger Quatsch, solange keine belastbare  dazu vorliegt*.

Was vorliegt, ist das hier:

Emnid stellte lt. Politik Digital etwa folgende Frage: Können Sie sich vorstellen, die Piratenpartei zu wählen? 

Antworten:
  • 58 % war die Partei unbekannt
  • 35 % würden sie nicht wählen
  • 6 % können sich vorstellen, sie zu wählen
Würde mich mal bitte jemand Fragen, was ich mir alles vorstellen kann?  Mit anderen Worten: Die Umfrage kann man sich schenken. Anders formuliert: Daraus, dass 93 Prozent die Partei nicht kennen oder sie nicht wählen würden folgt keineswegs, dass der Rest (abzgl. der Rundungsdifferenz) am 27.09. sein Kreuzchen auch dort macht und Aaron Koenig ab dem 28.09. mit Angela Merkel oder Frank-Walter Steinmeier spricht. 

Genau den Eindruck erweckt er aber, und das finde ich traurig – gerade weil Jungwähler, die er bei StudiVZ gezielt anspricht, erhoffen und erwarten, dass sie ernst genommen werden.

Schade. Erklären lasse ich mir die Aussage gerne mal beim Bier in P’Berg oder hier in den Kommentaren.
* Ach, Umfragen… Die Umfrage, die ich am ehesten für belastbar halte ist, ist die Sonntagsfrage. Die ist aber auch -mindestens- untauglich für Kleinstparteien / Parteien, die sich in der Entstehung befinden. Die aktuellste Sonntagsfrage, finanziert von der sympathischen Nachrichtenmarke, bei dem ich meine Brötchen verdiene, sieht die Priaten weiter bei „unter ferner liefen“. „Sonstige“ haben dort vier Prozent. Alle Sonstigen.